Künstlerin der Woche: Marie Rud Rosenzweig

Die bildende Künstlerin Marie Rud Rosenzweig schloss letztes Jahr ihr Studium an der Fünischen Kunstakademie mit Malerei als Hauptmedium ab. Derzeit hat sie ihre erste institutionelle Einzelausstellung im Kunstverein GL STRAND. Eine Ausstellung dort mit dem Titel KIPPLE versucht unseren scheinbar von der Poesie aufgegebenen Umgang mit Alltagsgegenständen, die nicht mehr funktionsfähig sind, neu zu verhandeln.

Marie Rud Rosenzweig. Foto: Malle Madsen.

Das Hauptmedium von Marie Rud Rosenzweig ist die Malerei. Sie malt mit Wachs und Öl auf Leinwand und ihre Bilder haben einen matten und traumhaften Ausdruck, als wären sie mit einem sehr dünnen weißen Schleier bedeckt. Die formalistischen Charakteristika der Gemälde spiegeln sich in den Motiven wider, die sich ebenfalls zwischen Konkretheit und Träumerei bewegen.

Ein Beispiel ist das Abschlussprojekt des Künstlers. In einer Reihe quadratischer Leinwände in zarten Farben tanzen figurative und eher säuerliche Motive über die Flächen. Hier werden unter anderem Hände zu eigenständigen Wesen. Es sieht aus wie die gleichen behandschuhten Hände, die auf Disney-Figuren wie Mickey Mouse und Goofy sitzen, aber körperlos und verzerrt, sodass sich die Finger in Hasenohren und -beine verwandeln. Sie stolzieren auf etwas herum, das wie Sternschnuppen aussieht, und ein ansonsten vertrautes Disney-Universum nimmt schnell den Charakter von etwas undefinierbar Gruseligem an. Wie in einem Fiebertraum, in dem das Naive leicht ins Saure übergeht.

Marie Rud Rosenzweig. Installationsansicht, Abschlussausstellung in der Kunstakademie Fünen, 2022. Foto: Malle Madsen.

Science-Fiction und Folklore in Kombination

Rud Rosenzweig begann seine Ausbildung in Deutschland als Student der Bildenden Künste an der Universität der Künste in Berlin und der Akademie der Bildenden Künste in Düsseldorf. Dabei hat sie sich insbesondere die deutsche Folklore und Volksmärchen zu Herzen genommen. Während Disney-Referenzen in der Kunst häufig zur Befürwortung oder Kritik des Kapitalismus verwendet werden, interessiert sich Rud Rosenzweig für deren Verbindung zum Märchengenre. Indem sie das naive Abenteuer aus dem Disney-Universum mit den hässlichen und schmutzigen Volksmärchen aus dem mittelalterlichen Deutschland kombiniert, zerlegt sie das, was auf den ersten Blick geschliffen erscheinen mag, und schafft so eine neue, Science-Fiction-artige Erzählung.

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Während sich das Märchen mit der Gegenwart durch die Vergangenheit befasst, befasst sich das Science-Fiction-Genre mit der Gegenwart durch die Zukunft, und die Kombination der beiden ist eine Möglichkeit, mit dem umzugehen, was sie als unsere Gegenwart wahrnimmt. Und genau unsere Gegenwart – und wie sich unser Umgang mit Dingen und materiellen Objekten in der Vergangenheit auf unsere Zukunft auswirken wird – beschäftigt sich der Künstler in seiner aktuellen Ausstellung KIPPLE im Kunstverein GL STRAND.

Marie Rud Rosenzweig: KIPPLEInstallationsansicht, Kunstofreningen GL STRAND 2023. Foto: Malle Madsen.

Erweitertes Geschichtenerzählen

Mit KIPPLE Rud Rosenzweig erweitert sein bildkünstlerisches Repertoire um eine Reihe neuer Gemälde, eine Fotoserie und eine große Bodenskulptur. Basierend auf einer Neuverhandlung des Weggeworfenen und Verbrauchten untersucht sie unser Verhältnis zur materiellen Realität und wie scheinbar passive Objekte unser Verhalten beeinflussen können.

Generell lässt sich Rud Rosenzweig von sehr viel Literatur inspirieren. Sowohl in seiner Recherche als auch in seiner Art, bildnerische Erzählungen zu schaffen. Zu KIPPLE Hat sie sich von Philip K. Dicks bahnbrechendem Science-Fiction-Roman inspirieren lassen? Träumen Androiden von elektrischen Schafen? aus dem Jahr 1968, von dem sie den Titel der Ausstellung übernahm. In dem Buch führt Dick den Begriff „Kipple“ ein, der sich auf kleinformatige weggeworfene Gegenstände bezieht, die trotz ihres Status als nutzlos und veraltet die Fähigkeit haben, ein Eigenleben zu entwickeln und sich zu reproduzieren, wenn niemand hinschaut. Und es ist diese Umkehrung des passiven und von der Poesie aufgegebenen Verständnisses des Menschen von Materialität, mit der Rud Rosenzweig in seiner Ausstellung arbeitet.

Ein neues Verständnis von Materialität

In ihrer neuen Gemäldeserie gesellen sich Disney-Referenzen zu Alltagsgegenständen, Handsilhouetten und abstrakten Formen. Auch hier lässt sie sich von der Folklore in einer Untersuchung des Nicht-Menschlichen inspirieren: Umrisse von Werkzeugen und Händen werden mit animierten Objekten, popkulturellen Bezügen und Blütenknospen vermischt, um die bestehenden Beziehungen zwischen uns und den Räumen und Objekten, die wir sind, aufzuzeigen umgeben von und geformt von .

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Marie Rud Rosenzweig: Hände und Knie. Foto: Malle Madsen.

Die große Bodenskulptur, die sich über die Mitte der Ausstellungsfläche erstreckt, ist aus einem ausrangierten Boden einer Sporthalle entstanden. Der Künstler hat die verschiedenen Dielen so zusammengefügt, dass die sonst vertrauten Linien durchbrochen werden und uns zu neuen Bewegungen anregen – oder vielmehr einladen.

In der Fotoserie, die in Zusammenarbeit mit der Fotografin Josefine Seifert entstanden ist, werden Ansammlungen von Objekten in unterschiedlichen Schalenformen dargestellt. Die Objekte sind eine Mischung aus wichtigen und nutzlosen Kleinigkeiten, die ständig unterwegs sind. Man stellt sich vor, wie sie von der Schale zu den Händen, zurück zur Schale und in eine neue Schale zirkulieren und wie ihnen ständig neue Bedeutungen und Funktionen zugewiesen werden. Jede der Schalen gehört einem Freund der beiden Künstler und die Objekte in der Schale werden so zu einem Porträt des Besitzers. Man kann also sagen, dass Rud Rosenzweig zu einer neuen Generation von Künstlern gehört, die sich mit dem beschäftigen, was neuerdings als Neomaterialismus bezeichnet wird, bei dem der Fokus von der menschlichen Erfahrung der Dinge auf die Dinge selbst verlagert wird. Wo jedes Ding eine inhärente Vitalität hat.

Marie Rud Rosenzweig: Kreuzungen in der Ausstellung KIPPLE im Kunstverein GL STRAND, 2023. Foto: Malle Madsen.

Sei es eine Vitalität wie in Dicks Interpretation von „Kipple“ oder wie in animierten Objekten aus deutschen Volksmärchen KIPPLE wird als poetisches Zeugnis erlebt, dass die Objekte, die wir produzieren, mit denen wir uns umgeben und wegwerfen, viel mehr über uns sagen können, als wir über sie sagen können.

Siehe Portfolio unten

Marie Rud Rosenzweig: Die Hochzeit Und Jerry mit Werkzeugen in der Ausstellung KIPPLEKunstverein GL STRAND, 2023. Foto: Malle Madsen.
Marie Rud Rosenzweig: KIPPLEInstallationsansicht, Kunstofreningen GL STRAND 2023. Foto: Malle Madsen.
Marie Rud Rosenzweig: GUCCI-Ansturm2023. Foto Malle Madsen.
Marie Rud Rosenzweig: Werkzeugtafeln in Landschaften2023. Foto Malle Madsen.
Marie Rud Rosenzweig: Skelett2023. Foto: Malle Madsen.
Marie Rud Rosenzweig: Caltrop2022.

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