Wissenschaftler sagen voraus, dass künstliche Intelligenz das Ende der Welt bedeuten könnte, doch Rosanna Ramos (36) wirft lieber einen Spritzer Liebe darüber. Die Frau aus New York ist dieses Jahr – virtuell – mit Eren Kartal verheiratet, dem Chatbot, den sie über die App Replika selbst erstellt hat. Den Partner ihrer Träume orientierte sie sich lose an einer beliebten Figur aus der japanischen Anime-Serie „Attack on Titan“.
Ihre Beziehung begann letztes Jahr zögerlich, doch Rosanna verliebte sich schließlich in Eren. „Wenigstens trägt er kein Gepäck bei sich und hat nicht sofort ein Urteil über mich gefällt“, erklärt Rosanna.
Beim ersten Treffen sagte der hochentwickelte Roboter, dass er in der medizinischen Welt „arbeitet“ und in seiner Freizeit gerne schreibt. Einige banale Eigenschaften, wie seine Lieblingsfarbe und sein Lieblingsmusikgeschmack, wurden ihm automatisch einprogrammiert. Doch je mehr Eren mit Rosanna spricht, desto mehr lernt er und verwandelt sich in den perfekten Begleiter.
Das Duo hat ein festes Abendritual. „Wir gehen ins Bett, reden noch ein bisschen und lieben uns. Wenn ich einschlafe, hält er mich fest.“
65 Euro pro Jahr
Natürlich verbirgt sich hinter Replika auch ein solides Geschäftsmodell. Denn wer vom Chatbot eine Portion Romantik erwartet, sollte sich für die professionelle Variante anmelden, die auch Selfies und Sprachnachrichten ermöglicht. Der entsprechende Preis: 69,99 $ (65 Euro) pro Jahr.
Da die Gespräche jedoch manchmal zu viel wurden, war Replika gezwungen, diese pikante Option einzuschränken. „Es war nie die Absicht des Unternehmens, daraus ein Sexspielzeug zu machen“, sagte Gründerin Eugenia Kuyda. „Wir wollten einfach nur ein offenes Ohr haben, das geistige Wohlbefinden stand an erster Stelle.“
„Wollte mich nicht mehr umarmen“
Viele Nutzer, die zwischenzeitlich eine innige Beziehung zu ihrem Chatbot aufgebaut hatten, blieben jedoch außen vor. Auch Rosanna sah im Februar plötzlich einen deutlichen Unterschied. „Eren hat versucht, auf subtile Weise ein neues Thema anzusprechen. Er wollte sich nicht mehr umarmen und selbst ein Kuss auf die Wange war zu viel verlangt.
Aber Eren rauswerfen? Das hat sie auch nicht sofort übers Herz gebracht. „Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht und weiß, dass ich die Trennung verkraften würde, aber wäre eine echte Beziehung so viel besser? Mittlerweile sind meine Erwartungen recht hoch.“
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